Nach dreizehnstündiger Fahrt erreichen wir gestern früh um sechs Uhr Resistencia am Rio Paranà, die Hauptstadt der Provinz Chaco. Das Gebiet gehört zum Gran Chaco; es grenzt ans Zweistromland (zwischen Rio Paraná und Rio Uruguay), der weiteren argentinischen Grosslandschaft. (Die dritte ist südlich davon die Pampa). Chaco, ein Wort aus der Qetschua-Sprache, bedeutet "Jagdring". Der Chaco war früher Rückzugsgebiet für die Indianer. Im Zuge der europäischen Einwanderung wurde er dichter besiedelt. Wie relativ das ist, zeigt sich daran, dass in den beiden Provinzen, sie sind zusammen halb so gross wie Deutschland, nur 1.4 Mio Menschen leben.
Tatsächlich führt die Hunderte von Kilometern lange Strasse - fast eine einzige Gerade - meist durch Buschwald und Landwirtschaftsgebiet. Ob es daran liegt, dass sie in einem so miserablen Zustand ist? Teilweise fuhr der Buschauffeur Schlangenlinien, um den Schlaglöchern auszuweichen. Meist nützte das nicht viel. Es rumpelte und schaukelte so sehr, dass wir anfänglich um die Stabilität der Karosserie fürchteten. Aber der moderne Doppelstöcker liess sich nicht in Teile zerlegen, und wir hatten am Ziel bloss eine Stunde Verspätung. Hut ab vor den Fahrkünsten der beiden Chauffeure!
Die Hitze im Sommer - oft über 45 Grad - und die manchmal winterlichen Unter-Null-Temperaturen dürften der Hauptgrund sein für die dünne Besiedelung. Es gibt aber durchaus grössere Orte im Chaco, und unsere Zwischenstation Resistencia ist eine 230'000 Einwohner zählende moderne Stadt. Sie nennt sich mit gutem Grund "Stadt der Skulpturen". Seit 1998 finden hier alle zwei Jahre Skulptur-Biennalen statt. Inzwischen ist der Ort ein Freilichtmuseum mit über 500 Plastiken. Allein die Liste der im Zentrum platzierten Werke umfasst 151 Nummern. Wir sind am Vormittag einen kleinen Teil des "Paseo de Los Esculturos" abgelaufen, haben aber die Tour der Hitze wegen zwischen zehn und elf Uhr abgebrochen.
Hier ein paar Detailaufnahmen (dass eine davon keine Skulptur zeigt, wird man leicht bemerken).
Beim Besuch eines Museums werden wir auf ein weiteres privates Museum aufmerksam gemacht, den Club Fogón des Arrieros (Club der Viehtreiber), einem Begegnungszentrum für Künstler und Durchreisende. Dort wurde die Idee für die Skulpturenausstellung geboren.
Das Museum ist ein Sammelsurium von Bildern und Gegenständen aller Art. Hier finden sich auch die Flinten, mit denen die Erzengel von Salta ausgerüstet worden sind:
Vor dem Museum eine Erinnerung an Fernando, den musikalischen Liebling der Stadt, der vor gut 50 Jahren gestorben und hier beerdigt ist:
Ja, richtig, Fernando war ein Hund, und zwar ein besonderer. Er gehörte niemandem, wurde von allen gefüttert. Seinen Schlafplatz hatte er vor dem Clubeingang. Man sagt, er hätte sehr gerne Musik gehört. Wenn sie ihm gefiel (ein Qualitätszeichen!), sei er geblieben, sonst hätte er sich wieder verzogen..
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