Als Fussgänger - und das waren wir bis Salta auschliesslich (in den Bussen brauchte der Verkehr uns nicht zu kümmern) - tut man als Westeuropäer gut daran, gewisse Überzeugungen abzulegen. Etwa die, dass man auf Fussgängerstreifen überall Schutz geniesst. Um es pauschal auszudrücken: ArgentinierInnen im Auto kümmern sich keinen Deut ums Fussvolk. Sie nehmen sich grundsätzlich den Vortritt. Das zwingt uns hin und wieder zum Aktivieren der (so weit noch vorhandenen) Schnellkraft. Oft rettet einen nur ein Zwischenspurt vor dem anbrausenden Fahrzeug. Harmlose Spaziergänge werden auf einmal zu einem Intervall-Lauftraining. - Gut für die Fitness.
Das Verhalten der Autofahrer ist wohl nicht auf Rücksichtlosigkeit zurückzuführen, sondern einfach Gewohnheit, die von niemand in Frage gestellt wird. Das zeigte sich, als wir, in einem PW sitzend, eine Stadtrundfahrt machten. Der an sich liebenswerte Fahrer liess unterwegs kein einziges Mal einem Fussgänger den Vortritt.
Margrit hatte gewisse Vorbehalte, in und um Salta mit einem Mietwagen unterwegs zu sein. "Wenn wir das nur schon hinter uns hätten", bemerkte sie im Vorfeld. Und sie war es denn auch, die Gerolds Nervosität während der Rushhour so drastisch formulierte (inzwischen abgeschwächt). Tatsächlich ist es für Unerfahrene schwierig, nach jedem Block eine Kreuzung zu überqueren, wo es unklar ist, welche Regeln da gelten. Am ehesten die: De Gschwinder isch de schnäller! Daneben sind uns nur noch die ständigen, meist massiven Schwellen und ebensolchen Vertiefungen innerorts unangenehm aufgefallen. Wir erwarteten oft das Geräusch der mit dem Unterboden aufsetzenden Karrosserie.
Das Navigieren in einer Stadt wie Salta ist dagegen total einfach, wenn man es einmal begriffen hat. Margrit mit Stadtplan (man erinnere sich an die Einteilung Blocks von je 100 m) kannte schon bald den schnellsten Weg. Es ist meist Einbahnverkehr, und wenn man mal ein paar Pfeile auf dem Plan eingetragen hat, ist es kinderleicht.
Ausserhalb der Ortschaften fährt es sich entspannt, denn die Strassen sind gut, und spätestens 10 km nach Stadtende meint man fast allein unterwegs zu sein.
Vorgestern haben wir auch noch ausgiebig Bekanntschaft gemacht mit den Schotterstrassen. Da rumpelt es so, dass wir anfänglich mit höchstens 30 km/h unterwegs waren. Wir nahmen dann andere Fahrer zum Vorbild. Und siehe da: Mit dem doppelten Tempo geht's bequemer. Die Räder senken sich nicht mehr zwischen die Buckel. Auch wenn auf steilen Bergstrecken der Wagen um die Kurven driftete, machte das nur noch Margrit nervös.
Trotzdem: Die schnell aufeinander folgenden Bildstöckli blieben deutliches Indiz dafür, dass die Einheimischen auf solchen Streckenabschnitten nicht einzig ihrem fahrerischen Können vertrauen.
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