Sonntag, 9. November 2014

Nordwärts in die Hitze

Die bisherigen Hochsommertemperaturen waren nur ein harmloses Vorspiel. Seit gestern Nachmittag sind wir in Santiago del Estero, der ältesten noch erhaltenen Stadt Argentiniens. Wir wohnen für zwei Nächte ganz allein in einer neuen Dreizimmerwohnung im Zentrum. Die Klimaanlage ist Gold wert. Draussen ist es abends nach 20 Uhr noch 32.5 Grad, es ist praktisch Nacht. Als wir im ebenfalls klimatisierten neuen Busterminal angekommen sind, war es draussen gegen 40 Grad. Auf dem Hauptplatz und in den Cafés rundherum ausser einer Musikantengruppe kaum ein Mensch. Aus dem Pavillon ertönen Adventslieder! Ab Band.




   Etwa 20.20 Uhr, 32 Grad.

Córdoba - Santiago del Estero, 9.00 - 16.00 Uhr:

Auf dieser Fahrt ist doch einiges anders als bisher. Zwar sehen wir auch wieder meist endlose Geraden vor uns - wir sitzen ganz vorne über der Fahrerkabine - aber es gibt auch lange Abschnitte durch Hügellandschaften, wo sich die Strasse wie eine sanft kurvige Wellenlinie ausnimmt. Auf dem schmalen Asphaltband geht es auch viel langsamer voran. Mit vielleicht 70 km/h. In der Hügelzone ist das Land wenig bis gar nicht urbanisiert. Büsche, niedrige Palmen und Kakteen sind die dominierende Flora. Margrit entdeckt in regelmässigen Abständen Pachamama-Häuschen am Strassenrand (vergleichbar mit unseren Bildstöckli). Öfters sind Ziegenherden unterwegs. Gerold, der erstmals ohne Velo auf einer solchen Tour auf Reise ist, fragt sich, ob die Strecke auf dem Rad zu machen wäre (der Gedanke geht ihm auch darum durch den Kopf, weil er in Urs Widmers "Die Reise ans Ende des Universums" gerade die Passage liest, wo der Autor über seine Veloverrücktheit schreibt. Wie er selber fuhr und wie enthusiastisch er Reportagen über Radrennen seit jeher verschlingt.) - Physisch wäre das wohl zu machen, wenn man im argentinischen Winter führe. Gegenwärtig würde man in der Hitze kollabieren. Psychisch jedoch käme man schnell an die Grenzen. Wo die Strasse vor einem irgendwo voraus in einen Punkt schrumpft, wo kaum je ein Ziel in Sichtweite ist, würde man vielleicht irgendwann vom Rad steigen - und aufgeben. 


Ganz überraschend, jedoch nicht unlogisch nehmen wir links vom Strassenrand wieder so etwas wie ein Bahntrassee wahr. Manchmal ganze Schienenabschnitte, manchmal dann wieder in die Höhe gebogene oder querliegende Schienenstücke, öfters aber nur noch Andeutungen eines Trassees. Hier ist wohl seit Jahrzehnten kein Zug mehr durchgefahren. Kein Wunder, bei dem "Sandtrassee".

   Mit einiger Fantasie erkennt man den (ehemaligen) Schienenstrang.

   Sand - und/oder Salz?

   Die Busstation im Ort names "Wasserauge".

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