Mittwoch, 26. November 2014

Die grossen Wasserkraftwerke: Itaipú und Yacyretá

Nur schon die Idee, einen mächtigen Fluss wie den Río Paraná zu stauen, klingt irgendwie verrückt. Die Realisierung sprengte in der Tat die Dimensionen. Ab 1975 bauten 43'000 Arbeiter - je zur Hälfte Braslianer und Paraguayaner - am 8 km langen und bis zu 200 m hohen Damm von Itaipú. In den Achzigern wurden nach und nach die Turbinen eingebaut und in Betrieb genommen; insgesamt 20, von denen 18 ständig laufen. Sie produzieren pro Stunde 12.6 Mio Kilowattstunden Strom. Durch sie braust mehr Wasser als über die Iguazu-Fälle stürzt. Der Damm wird inzwischen zwar bezüglich Grösse vom chinesischen 3-Schluchten-Damm übertroffen, produziert aber mehr Strom. 

Es sind tatsächlich beeindruckende Zahlen für das Gemeinschaftsprojekt, das der brasinianische Präsident bei der Eröffnung 1991 als "Denkmal der Solidarität, der Zusammenarbeit und der Integration" bezeichnete. Aber: Welches sind die sozialen, die ökologischen, die wirtschaftlichen Kosten? Tausende Guaranís wurden umgesiedelt; neben viel Urwald versank auch der Wasserfall von Guairá im See (in alten Reiseberichten wurde er als noch beeindruckender als Iguazú beschrieben). Und es wurde ein dammhoher Schuldenberg aufgehäuft, denn statt der prognostizierten 3 Milliarden kostete der Bau 20 Mia USD. - Das ist für Paraguay kein so grosses Problem, verkauft dieses Land doch den grössten Teil seines Stroms an Brasilien. Zudem kann P. 70% des eigenen Strombedarfs aus diesem Kraftwerk decken.

Später baute Paraguay denn auch gemeinsam mit Argentinien einen zweiten, ähnlich grossen Damm:
Yacyretá, etwa 80 km westlich von Posadas/AR beziehungsweise Encarnación/P. Gebaut wurde hier ab 1983. Damals war in beiden Ländern das Militär an der Macht. Der Damm wurde 1998 eingeweiht. Der entstandene See ist etwas grösser als der Itaipú-See; beide sind je etwa dreimal so gross wie der Bodensee. Im Yacyretá-See sind unter anderem auch Teile der Altstadt von Encarnación versunken.



Bei der Besichtigung von Itaipú bekamen wir wortreich versichert, wieviel man in den Naturpark neben dem Damm investiere, dass zum Beispiel für jeden Arbeiter ein Baum gepflanzt worden sei. Im Bau ist gegenwärtig auch eine technische Universität, wo dereinst Studenten aus ganz Lateinamerika wissenschaftlich ausgebildet werden. Im Vergleich zu andern Grosskraftwerken scheint Itaipú gar nicht so schlecht abzuschneiden. Positiv ist auch, dass die Anrainergemeinden am Verkaufserlös partizipieren. Problematisch bleibt unter anderem allerdings, dass in der Nähe beider Kraftwerke nur wenig Strom benötigt wird. Die Abnehmer sind Hunderte von Kilometern entfernt; auf dem Weg dorthin geht viel Energie verloren.



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