Nach dem aufregenden, lärmigen BA nun das Städtchen Colonía (30'000 Einwohner) mit der berühmten kolonialen Altstadt (Weltkulturerbe): eine Oase der Ruhe. Selbst die Hunde sind entspannt, sie dösen oder trollen zum nächsten Schattenplatz; das Bellen haben sie auf morgen verschoben. Es ist auch viel zu heiss, heiss "wie im Januar", sagen die Leute hier. Dabei ist erst Frühling!
Diese Wochenende sind Wahlen. Fähnchen und Wahlplakate allüberall. Aber auch da: keinerlei Hektik.
Dabei ist es das Ende der Amtszeit von José Mujica (TA-Artikel vom 9.10.14, "die Heimat der Bescheidenheit"). Stichworte zum 79-jährigen abtretenden Präsidenten, Pepe genannt, 
- ehemaliger Tupamarokämpfer, sass 15 Jahre im Gefängnis
- hat sich als Parlamentarier hochgearbeitet
- führte die Tradition progressiver Gesetzgebung fort
- unter seiner Präsidentschaft erfolgte die umfassende Legalisierung von Marihuana
- lebt auf einem Bauernhof bei Montevideo
- spendet 90 % seines Gehaltes (12'500 Dollar) für Wohltätiges.
Wer auch immer seine Nachfolge antritt, an der stabilen republikanischen Struktur des Landes wird sich nicht viel verändern. Nachtrag vom Montag: es wird eine Stichwahl geben Ende November. Vazquez tritt gegen Lacalle Pou von den Konservativen an. 
Das Land ist viermal so gross wie die Schweiz, und fast 30% der Bevölkerung (total 3.5 Mio) lebt in Montevideo. Fussball ist der einzige Mythos im Land. Auf allen Bildschirmen in den Lokalen läuft Fussball ohne Ende, und das auch während der Wahlen! Es besteht Wahlpflicht.
Colonía ist die älteste Stadt Uruguays, war wegen seiner Lage am Nordufer des Rio de la Plata, dem spanischen BA gegenüber, von grosser strategischer Bedeutung für die Portugiesen wie auch für die Spanier. Entsprechend wechselte die Herrschaft mehrmals, erst mit der Anerkennung von Uruguay durch die Nachbarstaaten 1825 wurde das Leben hier ruhiger. 
Die Eisenbahn hat ihren Dienst eingestellt: Dies hier war der Güterschuppen, die blühenden Bäume gleich nebenan:
Typisch für den Ort ist die Oldtimer-Ausstellung in den Strassen mit der Kopfsteinpflästerung. Man begegnet ihnen auf Schritt und Tritt, eine StadtArt, witzig gemacht. 
Aus der Kühlerhaube des Fords von 1930 ertönt Musik aus den Siebzigerjahren (überall in der Stadt tönt es ähnlich, sehr relaxt). Auch diese Velo-Art hat uns amüsiert:
Überall Platanenalleen, die fantastisch Schatten spenden, richtige Natur-Klimaanlagen:
Das folgende Bild spricht für sich:
Eine Frage nebenbei:
Der Rio de la Plata (der Name der vereinigt ins Meer fliessenden Rio Paranà und Rio Uruguay), ist er nun ein Fluss oder Teil des Atlantiks? Der Schwimmtest bringt immerhin die eine Gewissheit: Salzgehalt = Null (bei einer gefühltenTemperatur von 25 Grad). Gegen die Flussidentität spricht aber die grösste Breite: 220 km. Wir entscheiden uns trotzdem dafür, das Wasser als den weltweilt breitesten Fluss zu bezeichnen. Inzwischen wissen wir, dass man in Montevideo von der See spricht, wenn man den Fluss meint.














 
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