Donnerstag, 23. Oktober 2014

Ankunft im Hochsommer: Buenos Aires

Etwa um sechs Uhr in der Frühe sehen wir unter uns Land, so flach wie ein Billardtisch und eine erste Strasse, eine Gerade, die irgendwo im Dunst verschwindet. Die Felder scheinen von Geometern angelegt; es gibt Rechtecke, Quadrate, Dreiecke (alles riesig), hauptsächlich Parallelen. 
Kurz vorm Landen die Info, in Buenos Aires (BA) sei es schon 26 Grad warm. Und das morgens zwischen sieben und acht. - Dass wir, obwohl es von der Jahreszeit her noch Frühling wäre, in den argentinischen Sommer hinein geflogen sind, spüren wir noch vor dem Aussteigen. 
Auch hier müssen wir durch die Immigrationskontrolle, doch das dauert trotz der langen Warteschlange nur eine Viertelstunde. Zehn Minuten später sehen wir uns in der Empfangshalle bereits nach Ruy um, unserem airbnb-Gastgeber in BA. Dutzende Männer halten Schildchen in die Höhe. Keiner heisst Ruy. Bei der farmacia, wo wir abgemacht haben, wartet niemand. Nach einem vergeblichen Versuch anzurufen ist er da, fragt "Margrit?", und schon sind wir unterwegs zu seinem Auto. Dass er uns abholt, ist die 30 Dollar mehr als wert, denn bis Downtown BA sind es über 20 Kilometer, und der Verkehr ist gewaltig! Besonders zu schätzen ist, dass wir in der Hitze und übermüdet wie wir sind, die Strecke von der Plaza de Mayo bis zur Venezuelastreet nicht zu Fuss gehen müssen, denn ans Taxifahren wagen wir uns noch nicht.
Ruy, vielleicht vierzigjährig, erzählt auf der Fahrt ein bisschen von sich und über BA. Er ist Englischlehrer und hat während mehreren Jahren in Europa gewohnt. Er unterrichtet Erwachsene im Business-Englisch und bietet  airbnb-Unterkünfte seit drei Jahren an. Dass wir mittst im Zentrum wohnen würden, war klar, aber dass wir so nahe bei all dem sind, was BA berühmt macht, überrascht dann doch. Nach Ruy lernen wir im sechsten Stock eines gutbürgerlichen Hauses auch seine Mutter kennen, eine Lady, die sich auch auf Englisch bestens zu verständigen versteht. So früh am Morgen ist das Studio noch nicht frei, so dass wir das Gepäck im Wohnzimmer deponieren können, um einen ersten Spaziergang zu machen. Dieser führt uns bereits an Evita und dem Obelisken vorbei ins Café Colon gleich neben dem berühmtesten südamerikanischen Theater. Das Café ist Sprüngli-like, die Preise auch. So what! (Wir müssen unser Spanisch erst aus der Tiefe der Gehirnwindungen hervorkramen).



Am frühen Nachmittag können wir unser Studio beziehen: Schlafzimmer, Wohnzimmer, Bad, Küche. Was das Bad betrifft, sind die sanitären Anlagen altehrwürdig, jedoch funktionstüchtig. nur dem Wasser geht offenbar hier oben fast der Schnauf aus. Die Böden sieht aus wie gebohnertes Schiffsparkett, ideal zum Barfussgehen. Grosse Wandspiegel verdoppeln den Raum. Es hat einen modernen Flachbildschirm und das Wifi  funktioniert einwandfrei. Wir sind mehr als zufrieden!! Natürlich holen wir sofort die Sommerkleider aus den Koffern. Bald taucht Ruy wieder auf. Er hat uns ARS besorgt (argentinische Pesos). Für einen Wechselkurs, den wir selber an offiziellen Stellen nicht annähernd erhalten würden.
Jetzt haben wir ordentlich Hunger, da wir seit dem frühen Morgen im Flugzeug nichts zu uns nehmen konnten ausser dem Kaffee und den Truffes im Colon. In der Nähe gibts genug Restaurants, und wir essen um 15 Uhr richtig argentinisch zu Mittag, lomo (Rindsfilet) und Steak, zum Dessert flan casero (hausgemachte Caramelköpfli mit Rahm, eigentlich sind es Caramelköpfe). Das Fleisch war zart und saftig. Wir sitzen am offenen Fenster. Unser witziger Kellner macht uns darauf aufmerksam, das I-Phone davon wegzurücken. Für einen Dieb ein Griff, und es wäre weg.. 
Beim Teatro Colon loggen wir unsern ersten Cache auf dem Kontinent, und später bei der erfolglosen Suche eines weiteren vor einem Tango-Café staunen wir über die Tatsache, dass hier täglich von 16-19 Uhr Tango zu Kaffee und Kuchen getanzt werden kann. Es hat jede Menge Leute und dabei auch solche, die sich erste Tanzschritte erst beibringen lassen! Das wäre doch eine ideale Gelegenheit für uns???


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