Hier laufen Hunde nicht frei herum wie in Colónia. Sie werden jedoch auch in den Park geführt und können sich dort von Baum zu Baum anbellen, wenn sie wollen.
In Montevideo, der Stadt, die ihre beste Zeit hinter sich hat, aber mit dem Charme einer angejahrten Schönheit punktet, hat es uns gut gefallen.
Nach dem historischen Exkurs von vorgestern nun noch ein Streiflicht in die soziale und wirtschaftliche Gegenwart:
In den äusserst gut besuchten Esstempeln im Mercado del Puerto, wo wir am Dienstag Lunchtime hielten, langt man al pagar ordentlich in den Geldbeutel. Man könnte also meinen, dass das Lohnniveau entsprechend hoch ist. In einem ausführlichen Artikel in der hiesigen "El Pais" wurde gemutmasst, warum zwei Nordprivinzen anders als bei der letzten Wahl mehrheitlich für Frente Amplio votiert haben. Zur Erklärung wurde die Lohnstatistik zitiert, der gemäss dort die Mehrheit der Lohnbezüger monatlich nicht mehr als 14 000 UYU (uruguayische Pesos) verdienen. Da sind knapp 600 Schweizer Franken. Davon kann man nicht leben, denn abgesehen von den tiefen Fleischpreisen (ein Kilo gutes Rindfleisch kostet 10 Franken), sind die Lebensmittelpreise vergleichbar mit unseren. Milchprodukte und Getränke kosten sogar mehr. Die Leute sind darum auf Zweit- oder Drittjobs angewiesen.
Wie wenig die meisten verdienen, erkennt man auch am Alter vieler Kraftwagen. Während bei uns Autos, die im letzten Jh. in Verkehr gesetzt wurden, die Ausnahme sind, trifft das hier auf viele Vehikel zu. Es verkehren in Montevideo eine stattliche Zahl von Rostlauben, die 40 und mehr Jahre auf den Felgen haben.
Zum Abschied wünschen wir den Uruguayanerinnen und Uruguayanern jedenfalls einen wirtschaftlichen Aufschwung, so dass sie künftig nicht nur v.a. zur fortschrittlichen Sozialgestzgebung Gratulationen bekommen.